Die Tübinger Firma CureVac forscht unter Hochdruck an einem Corona-Impfstoff. Nach WELT AM SONNTAG-Informationen will sich die US-Regierung die Rechte daran exklusiv sichern. Die deutsche Regierung versucht, das zu verhindern.
Von Jan Dams
Veröffentlicht auf WELT am Sonntag, März 15, 2020
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wischen den USA und Deutschland kommt es wegen der Corona-Krise zu einer handfesten – wenn auch indirekten – wirtschaftspolitischen Auseinandersetzung. Der Grund: US-Präsident Donald Trump versucht offenbar, deutsche Wissenschaftler, die an einem potenziellen Corona-Impfstoff arbeiten, mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika zu locken beziehungsweise das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern. Das erfuhr WELT AM SONNTAG aus deutschen Regierungskreisen.
Es geht um die in Tübingen ansässige Firma CureVac, die mit dem bundeseigenen Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel an der Herstellung eines Impfstoffs gegen das Virus Sars-CoV-2 arbeitet. Daniel Menichella, bis vergangenen Mittwoch Chef der Firma, nahm Anfang März an einem Treffen von Pharmamanagern mit Präsident Trump im Weißen Haus teil.
Der US-Präsident bietet der deutschen Firma angeblich einen hohen Betrag, um sich ihre Arbeit zu sichern. Von einer Milliarde Dollar ist in Berlin die Rede. Besonders problematisch ist: Trump tue alles, um einen Impfstoff für die Vereinigten Staaten zu bekommen. „Aber eben nur für die USA“, heißt es in der Bundesregierung.
Sie versucht, Trumps Vorgehen nun zu stoppen. Ginge es nur um die Forschungsarbeit des Paul-Ehrlich-Instituts, wäre das für den Bund nicht schwierig zu bewerkstelligen. Denn dieses Institut gehört dem Staat. Die Regierung könnte einen Verkauf jederzeit untersagen. CureVac ist aber eine private Firma. Ein Verkaufsverbot ist nur unter besonderen Bedingungen möglich.
Der Bund geht derzeit aber einen anderen Weg: Vertreter des Gesundheits- und des Wirtschaftsministeriums verhandeln mit CureVac. „Die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das neuartige Coronavirus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden“, bestätigte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums WELT AM SONNTAG. „Diesbezüglich ist die Regierung in intensivem Austausch mit der Firma CureVac.“
Deutschland, so ist in Berlin zu hören, bemühe sich, das Unternehmen mit finanziellen Angeboten zu halten. Bis Freitagmittag war man sich aber nicht einig geworden. CureVac selbst lehnte die Beantwortung von Fragen ab.
Eine Frage der nationalen Sicherheit
Aus Sicht von Regierungsvertretern reicht der Streit über den konkreten Einzelfall hinaus. Der Verkauf einer Firma mit einem überlebenswichtigen Medikament sei eine Frage der nationalen Sicherheit, heißt es. Verwiesen wird für den Extremfall auf Paragraf 6 des Schengener Grenzkodex.
Darin heißt es: „Grenzkontrollen sollten zur Bekämpfung der illegalen Zuwanderung und des Menschenhandels sowie zur Vorbeugung jeglicher Bedrohung der inneren Sicherheit, der öffentlichen Ordnung, der öffentlichen Gesundheit und der internationalen Beziehungen der Mitgliedstaaten beitragen.“
Ein Abwandern von Wissenschaftlern oder Forschungsergebnissen wird in einigen Ministerien derzeit in der Tat als Frage der öffentlichen Ordnung bewertet. Auch ein Verbot eines Firmenverkaufs nach dem Außenwirtschaftsgesetz ist nicht ausgeschlossen, sobald öffentliche Ordnung oder Sicherheit gefährdet seien.
Zwar forschen auch andere Firmen an einem Corona-Impfstoff. Die steigende Zahl Infizierter dürfte den Druck auf die Bundesregierung aber noch erhöhen, CureVac mit seinem möglichen Wirkstoff im Lande zu halten.
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Modified Google translation into English
German firm develops vaccine, Trump allegedly refuses to allow US to import
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The Tübingen-based company CureVac is researching a corona vaccine under high pressure. According to WELT AM SONNTAG information, the US government wants to secure the rights to it exclusively. The German government is trying to prevent this.
Because of the Corona crisis, there is a tangible – albeit indirect – economic-political dispute between the USA and Germany. The reason: US President Donald Trump is apparently trying to lure German scientists working on a potential corona vaccine to America with high financial donations, or to secure the drug exclusively for his country. WELT AM SONNTAG learned this from German government circles.
It is about the Tübingen-based company CureVac, which works with the Paul Ehrlich Institute for Vaccines and Biomedical Drugs to produce a vaccine against the Sars-CoV-2 virus. Daniel Menichella, head of the company until last Wednesday, attended a meeting of pharmaceutical managers with President Trump in the White House in early March.
She is now trying to stop Trump’s actions. If it were only about the research work of the Paul Ehrlich Institute, the federal government would not find this difficult: this institute belongs to the state. The government could prohibit a sale at any time. However, CureVac is a private company. A sales ban is only possible under special conditions.
Germany, it can be heard in Berlin, is trying to keep the company with financial offers. Until Friday afternoon, however, there was no agreement. CureVac itself refused to answer questions.
A question of national security
From the point of view of government officials, the dispute extends beyond the specific individual case. Selling a company with a vital drug is a matter of national security, it says. In extreme cases, reference is made to paragraph 6 of the Schengen Borders Code which states “Border controls should help combat illegal immigration and trafficking in human beings and prevent any threats to internal security, public order, public health and international relations between Member States.”
Other companies are also researching a corona vaccine. However, the growing number of infected people should increase the pressure on the federal government to keep CureVac with its possible active ingredient in the country.